Klangskulpturen auf dem Klangweg
Klangweg
Einen Ausflug in der Natur mit Kunsteindrücken verbinden? Der Klangweg in Grindel bietet das seit 2018 – dem 100. Jubiläum der Musikgesellschaft Grindel – mit originellen Formen und Klängen. Ein Ausflug, der auch bei feuchtem Wetter gut möglich ist.
Der Bus bringt mich zur Poststation Grindel, Mitte. Ich gehe – je nachdem, aus welcher Richtung ich komme – entweder etwas hoch zur Kirche oder wenige Schritte herunter und finde beim Feuerwehrhaus einen Wegweiser. Dieser signalisiert viele Ausflüge; der Klangweg hat ein eigenes Hinweisschild.
Von hier aus gehe ich die Hollenstrasse ein paar Dutzend Meter leicht hinab. Bevor sie unmittelbar in den Hinterfeldweg übergeht, geht der Strassenverlauf erst nach rechts und wenige Schritte weiter wieder nach links (vor der Garage Henz). Würde man den Hinterfeldweg weitergehen, käme man beispielsweise zum Industriedenkmal Kalköfen Stritteren oder zur Kapelle Sankt Wendelin in Bärschwil.
Nach vielleicht 200 Metern Naturweg beginnt der Klangweg mit seiner ersten Station beim Waldeingang. Mit Einfallsreichtum und Fantasie gestaltet findet man auf wenigen Hundert Metern sieben Klangstationen – die Musikgesellschaft Grindel hat hier ein ebenso breites wie originelles Angebot an Klängen geschaffen.
1. Die erste Station (Lauscher) ist ein Riesenhörrohr, mit dem man in die Umgebung hinein lauschen kann. Auf Becken kann man sich zudem selbst klanglich bemerkbar machen.
2. Bei der zweiten Station (Kugelbahn) rollt eine Metallkugel durch eines von zwei Hörnern in eine Metallschüssel und kreist dort hörbar bis zum Stillstand.
3. Auf die Hollenhütte folgen zwei grosse Regenmacher. Sie können um die Wette rauschen, jeder auf seine (Klang-)Weise (Bamboo-Rain).
4. Das Sägeblatt-Schlagwerk klingt überraschend voll und wohlklingend (Reborer); der Trailer regt an, beispielsweise kleine Steinchen auf eines der Sägeblätter zu legen, dieses anzuschlagen und so Zusatzklänge zu erzeugen.
5. Die ‹Tuba-Bassgeige› mag manchen an die Form eines WCs erinnern, gerecht wird man ihr damit nicht. Denn hier sind Saiten gespannt, die sich mit etwas Geschick in verschiedenen Tonhöhen spielen lassen, sei es gezupft, sei es geschlagen. Gelingt es vielleicht sogar, sie zu streichen?
6. Die Installation aus Teilen von Blechblasinstrumenten – mit freiem Trompetenmundstück – ist als Flüster-Telefon eingerichtet.
7. Den Abschluss bilden drei (Stahlzungen-)Pilz-Trommeln, jeder in einer anderen Stimmung.
Mich fasziniert, wie originell all diese Klangkörper gestaltet sind und wie gut sie klingen, obwohl sie das ganze Jahr der Witterung ausgesetzt sind. Man kann ihnen einfach erlebend begegnen, man kann in ihnen aber auch ein didaktisches Konzept erkennen, da sie eine grosse Bandbreite von Klangmöglichkeiten repräsentieren, etwa als Anregung für ein Musikinstrument suchende Kinder und Jugendliche.
Text und Fotos: Sebastian Jüngel
Trailer zum Klangweg
Weitere Ausflüge
Industriedenkmal Kalköfen Stritteren
Wanderung Erschwil – Grindel